Wirtschaftpedia
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Der Schweizer "Swatch"-Konzern ist die weltgrösste Uhrenfirma. Sein Aktienkapital ist unterteilt in Namen- und Inhaber-Aktien. Ein Grossteil der Namenaktien liegt dabei in den Händen der Hauptaktionäre, der Familie Hayek.

Fachleute rätseln etwas darüber, weshalb die die Börsen-Performance der Namenaktie fast kontinuierlich etwas (nicht sehr viel) schlechter ausfällt als jene der Inhaberaktie. In den letzten drei (Corona-)Jahren belief sie sich für erstere auf - 13 %, für letztere auf - 11,5 %. Bis vor ca. zwei Jahren war die Erklärung für Boomzeiten die, dass die Inhaber-Aktie an der Schweizer Hauptbörse SMI gehandelt wurde, die Namenaktie nur an der Sekundärbörse SPI.

Seither hat sich jedoch das Bild verändert: Aufgrund geringerer Börsenkapitalisierung als eine andere Firma wurde die Inhaberaktie ebenfalls ins SPI-Tableau versetzt. Dennoch performt sie, jetzt im direkten Vergleich, per Saldo weiterhin etwas besser als die Namenaktie.[1]

Gemäss den Marktgesetzen ist das unlogisch:

  1. In Boomzeiten geht, da die Hauptaktionäre ja ihre Aktien weitgehend behalten, theoretisch weniger Angebot in den Markt als bei den frei handelbaren Inhaberaktien. Folge: Die Aktie ist knapper, ihr Preis sollte also stärker steigen.
  2. In Verkaufsphasen eigentlich das gleiche Bild: Die Hauptaktionäre stossen ihre Aktien nicht ab, es besteht also theoretisch weniger Druck auf den Aktienkurs als bei den Inhaberaktien.

Den Fachleuten ist die real gerade umgekehrte Konstellation eigentlich rätselhaft. Dies in erster Linie für die Boomphase.

  1. Für die Abwärtsphase gibt es zumindest eine halbwegs plausible Erklärung. Und zwar die geschlechtsspezifische Börsenpsychologie: Frauen wollen eher als Männer auf Nummer sicher gehen und kaufen - allenfalls auch aus ethischen Erwägungen - lieber die weniger anrüchige Namenaktie (bei Inhaberpapieren mit unbekannten Besitzern besteht ein recht grosses Missbrauchs-Potenzial, etwa auch für Geldwäscherei). Geht es dann mit der Börse abwärts, wollen sie wieder auf Nummer sicher gehen, einen grösseren Kursverlust vermeiden und verkaufen möglicherweise schneller als Männer. Deshalb der etwas grössere Kursverlust der Titel.
  1. Für die Boomphase bleibt aber die Inferiorität des Namenpapiers ein Rätsel. Wiederum geht das Angebot der Hauptaktionäre in der Regel nicht an den Markt. Anderseits können Inhaber-Aktionäre in dieser Situation Kursgewinne einstreichen und tendieren potenziell eher zum Verkauf. Die Folge wäre: weniger knappes Angebot und damit weniger hohe Kursgewinne der Inhaberpapiere. Tendenziell passiert aber bisher das Gegenteil, also eine Entwicklung, die den Marktgesetzen widerspricht....

Rechtliches[]

Eigentlich sind Inhaberpapiere in der Schweiz aus obgenannten Geldwäscherei-Gründen seit einigen Jahren verboten. Dies aber nur im sog. dispositiven Zivilrecht, wo die Justiz nur auf Klage von privater Seite her aktiv wird. Deshalb ist die betr. Swatch-Aktie bisher nach wie vor unangefochten börslich kotiert.

Anmerkung[]

  1. Im Jahr 2023 hat sich nun das Blatt etwas gewendet, wohl weil die Spekulation realisiert, dass der Namen-Titel weniger überkauft ist als der andere, aber der längerfristige Trend ist immer noch völlig klar.
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